Das Schloss Pöggstall wäre an sich schon einen (kürzeren) eigenen Besuch wert, aber in Kombination mit der NÖ. Landesausstellung "Alles was Recht ist" (ja, da fehlt ein Beistrich ;-) sollte man auf jeden Fall einen Nachmittag vorbei schauen.
"Alles was Recht ist" vermittelt einen eindrucksvollen und überaus klaren, aber dennoch facettenreichen Überblick über die Geschichte (vor allem) des Strafrechts (Privatrecht wird nur am Rande behandelt) samt Gerichtsbarkeit vom "finsteren" Mittelalter über die Aufklärung bis hin zur Neuzeit.
Die Ausstellung versteht es sehr gut, durch ihre ausgezeichneten (und kurzen!) Erläuterungen (ausgewählte) wesentliche Momente der Rechtsgeschichte auch für den interessierten Laien klar heraus zu arbeiten. Man sieht und spürt -- durch zahlreiche Beispiele - förmlich, wie um die Herstellung der modernen Rechtsordnung gerungen wurde.
Ganz klar wird beispielsweise, wie sich anfänglich (Franz. Revolution) etwa "gleiche Rechte für alle" vor allem auf die bürgerlich-politischen Rechte bezogen hat und sich erst nach und nach dieses Konzept ausgeweitet hat.
Ebenso sauber (und ganz ohne Gutmenschentum oder Besserwisserei oder "political correctness") wird die Entstehung der Menschenrechte (die ja um den sehr schwierigen Begriff der "Würde" kreist) dargestellt.
Den Kuratoren ist dabei hoch anzurechnen, dass auch sensible Themen wie bspw. das (Un-) Recht des NS-Zeit oder Geschichte und Gegenwart von Folter nicht zu einer billigen Effekthascherei oder einem Herunterbeten von politisch korrekten Platitüden gestaltet werden. Der Rundgang schließt -- ebenfalls hochaktuell -- mit einigen Gedanken zur Zivilgesellschaft und ihrem "Aufbegehren" gegen legale "Misstände" wie bspw. die Besetzung der Hainburger Au, aber auch die 3. Piste von Wien-Schwechat ist natürlich ein solches Thema.
Da die Ausstellungsräume etwas kleiner sind, empfiehlt sich für den Besuch wohl eine Zeit außerhalb der Stoßzeiten (bspw. Samstags), wenn weniger Führungen unterwegs sind.
Auch ohne Führung (wie wir) erschließt sich die Ausstellung dank abwechslungsreicher und gut gewählter (erwachsenentauglichen!) Vermittlungstechniken ohne Probleme.
Der (um € 11,--) sehr günstige Ausstellungskatalog ist -- Gott sei Dank -- weniger Katalog (tatsächlich hätte ich fast mehr Exponate auch im Katalog finden wollen zur nachträglichen eingehenderen Betrachtung) als eloquente und ebenfalls leicht zugängliche spannende "Nacherzählung" wesentlicher Momente der Ausstellung.
Alles in Allem: Uneingeschränkt zu empfehlen, wenn man nur eine leichte Affinität zu Recht und Gerechtigkeit und das Spannungsfeld...
Read moreMan kann die Ausstellung in vier Teile teilen: Teil 1 und 2 in St.Peter und 3 und 4 in den Kasematten. Teil 1 ist eigentlich nur die Geschichte Wiener Neustadts. Zu jedem Aspekt ein, zwei Ausstellungsstücke, man taumelt zwischen Ölgemälden und Semperit-Reifen herum, eine oberflächliche Ansammlung von Sammelstücken, die jedes Thema nur kurz anreißen. Teil 2 ist eine Aufzählung von innovativen Betrieben aus der Region, aufwändig gemacht aber gänzlich am Thema vorbei. Teil 3 in den Kasematten ist optisch super gestaltet, aber wieder eine oberflächliche Aufzählung von Regionen (Bucklige Welt, Schneeberg, Wr.Neustädter Kanal,...) und Ereignissen (eiserner Vorhang, Einstellung der Postkutschen,...) und deren Eigenheiten. Teil 4 handelt endlich wirklich vom Verkehr man sieht das Übliche: Kutschen, Oldtimer, Flugpioniere,... Am Ende einen ganzen Raum lang der obligate erhobene Zeigefinger, man solle doch weniger Individualverker und mehr öffentlich... Und das alles auf riesigen Projektionen mit spacigem Future-Look.
Was uns besonders gestört hat: in jedem Raum stößt man auf bis zu drei Führer, die gleichzeitig ihr Wissen lautstark ans Publikum bringen, das manchmal aus nur zwei (!) Personen besteht. Dadurch ergibt sich große Unruhe und ein unerträglicher Lärmpegel. Und zweitens: Wann wird man endlich davon abkommen, Ausstellungsstücke so funselig zu beleuchten, dass sie kaum zu erkennen sind und der Text (weiß auf hellgrün!) unlesbar wird? Alles in Allem war es die Anreise aus...
Read moreDas Thema "Welt in Bewegung" lässt es zu, alles und jedes in die Ausstellung zu stecken. Und das hat man gemacht! Es wird ein Sammelsurium an Themen - ohne inneren Zusammenhalt - angerissen und nichts wird halbwegs umfassend behandelt. Da wäre weniger viel mehr gewesen ... Die Präsentation selbst hat man vermutlich Kuratoren-Lehrlingen überlassen - sie ist einfach schlecht! Die Texte zu den Objekten muss man suchen und wenn man sie gefunden hat, dann sind sie oft aufgrund kontrastarmer Farbzusammenstellung und mangelhafter Beleuchtung schlecht zu lesen. Zur Verwirrung trägt bei, dass man in St. Peter an der Sperr zusätzlich an den Wänden Texte angebracht hat, welche aber nur am Rande mit den ausgestellten Objekten zu tun haben. Die Installation in der ehemaligen Kirche ist ziemlich überflüssig - man hat den Eindruck, man wusste mit diesem großen Raum einfach nichts anzufangen! Warum man in den Kasematten auf einer Schautafel "unterwegs auf altertümlichen Handelswegen" in einem Atemzug vom "Paneuropäischen Picknick" spricht, erfordert viel Phantasie! Umso mehr, da es dann gleich weitergeht mit "Wein und alte Freundschaften" ... Für mich war das die schlechteste Landesausstellung von allen - ich hoffe nur, dass für die Ausstellung 2021 ein anderes Kuratoren-Team...
Read more