Hätte es die Möglichkeit gegeben, keinen Stern zu geben, hätte ich das gerne getan. Für alle, die nicht viel lesen wollen: Prätentiöse Küche trifft herablassenden Service. So schlecht behandelt wie im Forsthaus Strelitz wurde ich noch nie. Berliner auf kulinarischer Tour durch Brandenburg: Fahrt lieber woanders hin. Hier die längere Version meines "Erlebnisses" im Forsthaus Strelitz. Vom 3- Sterne-Restaurant (Oud Sluis, Schwarzwaldstube, Aqua) bis zum Schleusenkrug an der Ecke, ich bemühe mich immer zunächst ein freundlicher und wohlgesonnener Gast zu sein. Kleine Fauxpas lasse ich gern mal bei einem positiven Grundgefühl vorbeigehen. Wenn der Service super herzlich ist, darf das Essen auch mal zu salzig sein, etc. Gleichzeitig habe ich auch eine Idee, was ich für mein Geld erwarten darf. Pointe vorweg - mein Besuch im Forsthaus endete damit, dass mich der Service mitten im Menü aus dem Restaurant geworfen hat. :) Das Forthaus Strelitz serviert Überraschungsmenüs - zur Zeit kann ich kein Fleisch essen, dachte aber bei einem Restaurant auf diesem Niveau und bei dem Ruf dürfte das heutzutage kein Problem sein. Als ich ankam, und feststellte, dass es sich bei zweien der sechs Gänge um Taube handelte, habe ich höflich nach einer "vegetarischen Alternative" gefragt. Die Antwort der Kellnerin war: "Kannst du heute nicht eine Ausnahme machen und einfach Taube essen?". Etwas konsterniert, aber der Freundlichkeit wegen habe ich es sogar erwogen (!). Aber es war letztlich keine Option. Mir wurde versichert, Wenzel Pankratz würde mir eine vegetarische Alternative anbieten. Worum es sich dabei handelt, wurde mir allerdings nie mitgeteilt. Es blieb das Gefühl, Wenzel bereits auf den Schlips getreten zu sein. Nach Allergien o.ä. wurde übrigens auch nicht gefragt, wie es in gehobener Küche für gewöhnlich der Fall ist. Es wurde einem schnell klar: Hier wird gegessen (und bezahlt), was auf den Tisch kommt. Aber das war leider nicht einmal besonders schmackhaft. Insgesamt schien der Materialaufwand deutlich zu gering für den Preis des Menüs, die Kombinationen durchwachsen, die Qualität teils mangelhaft. Als dann die Taubengänge( als 2 Gänge vor Dessert klassischerweise als Hauptgänge anzunehmen) an der Reihe waren, war ich nach wie vor planlos, was die fleischlose Alternative war. Meine Begleitung bekam lauwarme Taubenfilets. Ich bekam: Brühe. Sellerie-Liebstöckel Brühe. Ein Gericht, das liebloser nicht angerichtet oder serviert hätte werden können. Noch dazu schmeckte es schlichtweg bitter. Als ich die Kellnerin erstaunt fragte, ob da noch etwas käme, schwieg sie mich an und verließ den Tisch. Auch am Tisch verstummte das Gespräch. Allen war recht klar, was hier die Message war: Wer die Kunst des (semi-)ausgeklügelten Menüs schmäht, wird mit bitterer Brühe bestraft. Ich wartete - der Service ließ sich nicht mehr blicken. Daher bin ich kurzerhand und schon recht ungehalten nach vorne gegangen und habe Wenzel dort direkt angetroffen, mich ihm als "die Vegetarierin" vorgestellt, gefragt, ob es ein Problem gäbe und ihm gleichzeitig klar gemacht, dass mir dieses Gericht vermittelt, nicht erwünscht zu sein. Die Antwort war: Es ist ein normales vegetarisches Gericht. Und ich hätte ja auch Taube essen können. (So bewies sich mein Gefühl vom Anfang). Ob es mir nicht schmeckt, habe ich natürlich bestätigt woraufhin er sagte, er würd etwas anderes kochen. 5 Minuten später kam die Kellnerin zurück an unseren Tisch, hat uns gesagt, wir kämen nicht mehr zusammen an dem Abend, sie würde uns bitten zu gehen und wir müssten auch nichts zahlen (wäre ja auch noch schöner). Auf meine Frage, ob wir darüber reden könnten, was hier passiert sei, bekamen wir nur in herblassendstem Ton zu hören, dass sie mit uns nicht diskutiert, sie hätte dafür zu viel zu tun (insg. 6 Gäste in dem angeblich ausgebuchten Restaurant). Lieber Wenzel, wenn du das nächste mal einen Gast aus deinem Restaurant wirfst, weil er sich beschwert, hab wenigstens den Mut, es selbst zu tun....
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