Gasthof „Goldener Hirsch“ — Restaurant in Schkeuditz

Wir waren am zweiten Weihnachtsfeiertag mit der ganzen Familie dort und konnten ein paar Eindrücke sammeln. Als gelernte Köchin habe ich vielleicht auch eine Meinung zu Dingen, die ein normaler Gast nicht so sieht. Erstmal meinen größten Respekt... Im Vordergrund waren nur 3 Servicemitarbeiter, der Chef und ein Koch zu sehen. Der Saal wirklich sehr voll aber nicht unangenehm. Zu keiner Zeit hatte man das Gefühl, dass etwas außer Kontrolle gerät. Im Gegenteil, es war wie ein funktionierendes Uhrwerk. Besonderes Highlight waren das flambierte Bier am Nachbartisch und eine Geburtstagsfeier einer älteren Dame, die vom Personal sehr herzlich begrüßt wurde. Der Saal ist sehr überdekoriert, aber auf wundersame Weise hat das seinen Charme. Mir persönlich war die Speisekarte etwas unübersichtlich und die Auswahl war sehr groß. Ich finde die Entwicklung von weniger ist mehr in der Gastronomie eigentlich förderlich. Aber mit der Fülle der Variationen kann man im Hirsch scheinbar sehr gut umgehen. Vegetarier haben auch hier eine gute Auswahl. Zurück zu unserem Tisch. Der Getränkeservice war sehr gut. Bei leeren Gläsern wurde ohne aufdringlich zu sein, nach Getränkewünschen gefragt. Die Dauer von der Bestellung bis zum Servieren der Speisen war für die Gästefülle sehr zügig. Einzig, dass die Kinderessen zu letzt kamen,ist ein kleiner Kritikpunkt. Die Speisen selbst waren sehr gut. Gutbürgerlich, reichlich und kein Etepetė Getue auf dem Teller. Klassische Gerichte auf den Punkt. Ich hatte Tafelspitz... Das Fleisch sehr zart .. Daumen hoch. Auch so waren alle an unseren Tischen sehr begeistert. Einzig das Fleisch vom BBQ Spieß meines Mannes war ein wenig trocken. Zwei Dinge sind mir aufgefallen, die dem Essvergnügen aber keinen Abbruch getan haben. Die gebratenen Dinge waren teils sehr dunkel aber nur auf der Oberfläche, als hätte die Grillplatte schon hart gearbeitet an dem Tag und die Kinder bekamen Ketchup an den Tisch in einer Squeeze Flasche. Sicher ist es Ressourcenschonend aber damit kam ein bisschen Imbissflair an den Tisch. Mein Fazit des Besuchs im Goldenen Hirsch... Klassischer aber nicht altbackener Service, eine gute solide Küche mit leckeren gutbürgerlichen Gerichten zu moderaten Preisen. Für uns eine Adresse zum...

Wir hatten am 15. Dezember für zwei Personen reserviert, es ergab sich allerdings, dass wir extrem kurzfristig noch eine alte Bekannte getroffen haben, welche mit uns zum Essen gehen wollte. Im Lokal eingetroffen, hat die Dame, welche die Reservierungen erledigt, kurz die Augen verdreht, aber Sie ist dann gegangen und hat alles sauber gelöst, insofern alles in Ordnung. Was mich in der Situation jedoch extrem gestört hat: der Kollege hinter der Theke ließ in einem wirklich arroganten Ton ein paar Sprüche ab, die ich mir nicht anhören wollte. Ich war kurz vor dem platzen, als seine Kollegin zurückkam, und sagte, sie hat den Tisch für uns hergerichtet., So gingen wir zum Essen. Haben als recht kurz machen: das Essen war extrem super, die Dame, welche unseren Tisch bedient hat, war äußerst aufmerksam und zuvorkommend. Also Restaurant - technisch alles perfekt. Das ist auch der Grund, warum wir immer wiederkommen, wenn auch nur einmal im Jahr, wegen des Geburtstagsbesuches in Leipzig. Hier zu essen ist ein Highlight, welches wir uns gerne gönnen. Umso verärgerter war ich eben über den vorgenannten Kollegen. Doch die Sache war hier noch nicht zu Ende: Unsere Bekannte (80-jährige Dame) Hat sich den Rest der Mahlzeit einpacken lassen, besagter Kollege, hat ihr das Päckchen hingestellt mit der Bemerkung: für morgen fürs Büro. Er fand das vielleicht lustig, die 80-jährige Dame nicht. Ich nutzte daher die Gelegenheit, um ihn auf den Vorfall am Empfang anzusprechen. Er hat das überhaupt nicht einsehen können, warum mich das so berührt, und man kann ja gefälligst anrufen und überhaupt und sowieso. Meine beiden Begleiterinnen waren ziemlich sprachlos und ich musste mir auf die Zunge beißen, um ihm keine sehr deutlichen Worte zu erwidern... Zusammenfassend Tolles Lokal, Essen sehr gut, Service prinzipiell auch, Nur einzelne Menschen sind hier wirklich fehl am Platz und das nicht nur meiner Meinung nach. Dieser Kollege hat leider extreme Defizite. Nur noch abschließend: Ich bin selbstständig und habe auch ein Geschäft, für mich UND den Kunden. Wünsche der Kunden stehen ganz oben, denn ich...

Unser Fazit:

Das Ambiente ist einladend, trifft aber aufgrund der zum Teil erschlagenden Opulenz nicht jedermanns Geschmack.

Kommen wir zu dem, was zählt: Die Küche. Die ist gut. Wenn der Koch Bock hat, bestimmt sogar richtig gut. Unser Eindruck war durchwachsen. Die eigenen lobpreisenden Ausführungen in der Karte haben die Erwartungshaltung in Höhen getrieben, die das Essen nicht einlösen konnte. Die Soljanka war gut, eine Variation des üblichen Rezepts und deshalb spannend. Jedoch waren beide Soljanka nur lauwarm.

Das Rostbrätel war fein angerichtet, aber so fest, das sich manche Stücke nur schwer schneiden ließen und das Schnitzel war - auch wenn die gute Fleischqualität sichtbar war - geschmacklich leblos gewürzt und vom Ideenreichtum der Soljanka weit entfernt. Hier geht also der erste Stern verlustig.

Punkten kann der Hirsch allerdings beim Service. Die Kellnerin war aufmerksam, freundlich und engagiert. Gemessen daran, das gutes Personal schwer zu finden ist, macht das Restaurant hier alles richtig.

Den zweiten Stern verliert der Hirsch beim Verlassen des Hauses. Der 'Auferstanden aus Ruinen'-Schal und die DDR Uhr an der Wand versauen einem den Abend komplett.

Der Spruch auf dem Schal mag sich auch auf die Geschichte des Hauses beziehen, wobei in der Karte explizit erwähnt wird, das die staatlichen Strukturen dem "Hirsch" bis zum Zusammenbruch der DDR den Rest gegeben haben.

Auch ist die DDR-Zeit natürlich ein - zum Glück - mittlerweile zeitlich weit entfernter Teil von "unserem" Leben. Allerdings schmücken wohl nur intellektuelle Leichtgewichte ihre Räumlichkeiten mit Hoheitssymbolen vergangener Diktaturen, denn Adolf hängt ja hoffentlich auch nicht mehr in der Küche. Die Ecke ist also genauso geschmacklos wie das Schnitzel, wie schön sich doch ein Kreis schließt.

Verdient der Hirsch trotzdem eine Empfehlung? Wohl ja, da es im Wesentlichen an Details hapert, an denen sich arbeiten lässt und das Potenzial überall...