Ich kenne die Valepp schon seit über 50 Jahren. Die Entwicklung war bei den "neubayrischen" Investoren trotz mancher "Auflagen" kaum anders zu erwarten. Die "Bodenständigkeit" hat sich wohl mit dem Auftritt der Lederhosenschickeria und der Plattlergruppe bei der Eröffnungsfeier erledigt.
Vom ehemaligen Forsthaus ist lobenswerterweise dank des Denkmalschutzes die schöne Fassade geblieben. Innen findet man in der Lounge (Ja, so heißt heute die Wirtsstube in einem historischen Haus) ein paar alte Schwarz-Weiß-Fotos als Deko. Das wars dann weitgehend mit dem historischen Ambiente.
Der neue Terrassengarten (200 Plätze) erdrückt die alte Bausubstanz förmlich. (Traurig, dass sich der Denkmalschutz nur noch weitgehend auf Fassaden beschränkt.) Ein liebloser, sonnenbeschirmter Schotterplatz, der auf Masse getrimmt ist. Sitzt man dort zwischen Selbstbedienungfront und Parkplatzblick, so könnte das auch irgendwo in den Massengastrobetrieben zwischen Tegernsee und München sein. Klar, der Betrieb muss sich auch rechnen. Aber hätte man das Ganze nicht etwas kleinteiliger sprich gemütlicher gestalten können. Die Fichten-Mono-Kulturen in der Umgebung hätten hier ein, zwei Laubbäume sehr gut vertragen können.
Über die horrenden Preise ist ja schon einiges geschrieben worden. Man kann sie nur als "angemessen" bezeichnen, wenn man die Tegernseer Edelgastronomie als Maßstab nimmt.
Ein fertiger Bayrischer Wurstsalat aus der Kühlung (14,50 €) Dieser königliche Preis brachte mich dann doch ins "Sinnieren". Und so griff ich zum Apfelstrudel (8,50 €). Er bestand am Boden aus einem undefinierbaren Bröselteig, die großen Apfelstücke waren gut und mit einer Art Blätterteig abgedeckt. Bodenständige Küche ist natürlich arbeits- sprich kostenintensiver. Da müsste nämlich ein fettarmer, dünn ausgerollter Strudelteig mit kleinen Apfelscheiben belegt und gerollt werden. Für ein solch süßes Hausgericht wäre dann auch der Preis gerade noch akzeptabel.
Die Getränkepreise wurden schon mehrfach moniert. Wer sich nicht gerade eine Flasche Wein im dreistelligen Eurobereich leisten will, dem sei ein besonderes Schnäppchen empfohlen: Eine 075l-Flasche Original Valepper Quellwasser, Jahrgang 2024, frisch aus der Leitung für 5,50 €. Das ist doch ein Angebot!
Da mag nun bei manchen Gerichten durchaus Vernünftiges dabei sein. Geschmäcker sind bekanntlich sehr subjektiv und durch die um sich greifende Fertig- und Schnellküchenkultur ohnehin weniger anspruchsvoll geworden.
Summa summarum muss man feststellen:
Im Forsthaus Valepp wird historisches Ambiente zwar als Label vermarktet, aber vom Gast kaum mehr erlebt. Die versprochene "Bodenständigkeit" wird weder bei der Qualität und noch weniger bei den Preisen eingelöst.
Und - liebe Wirtsleute - spart Euch Eure automatisierten Antworten und das überstrapazierte Argument mit der Abgelegenheit der Valepp und ihrer schlechten Infrastruktur.
Es gibt viele Berggasthäuser und Hütten in den Bayrischen und Tiroler Alpen, die haben ähnliche oder noch schwierigere Bedingungen und schaffen trotzdem ein faireres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Klaus Zott
Schliersee
Nachtrag 8. Okt. 24:
Es gab ja inzwischen einige Versuche, den anfangs zum Teil sehr schlechten Bewertungen entgegenzuwirken.
Die zuerst immer gleichen automatisierten Anworten seitens der Wirtsleute wurden schnell langweilig. Die vereinzelten symbolischen Preisenkungen waren wohl auch nicht sehr durchschlagend. Der Versuch mißliebige Rezensionen bei Google sperren zu lassen (Vorwurf "Verleumdung") führte zumindest in meinem Fall ebenfalls nicht zum Erfolg. Die Rezension steht wieder online.
Doch siehe da, Rettung naht. Seit einiger Zeit ergießt sich eine Flut von 5-Sterne-Bewertungen über die Valepp. Ich will nun über das Geheimnis dieser Welle nicht spekulieren. Die über 100 vielfach nichtssagenden Super-Bestens-Toll-Rezensionen liest ja sowieso kaum jemand mehr. Sie haben trotzdem einen wichtigen Effekt. Die Gesamtnote stieg dadurch von mal 3,7 (sprich miserabel) auf jetzt immerhin 4,6!
Also, liebe Betreiber, was...
Read more
Learn more insights from Wanderboat AI.
