Wir sind auf „Sommer“- Schlemmerreise. Wer das Restaurant Bareiss in Baiersbronn mag, der wird sich im ,,Le Cerf" wohlfühlen. Es hat etwas von zurück in die Vergangenheit. Schwere, burgunderrote Vorhänge, große Sitzmöbel, viele Kristalllüster. Die Tische mit gebügelten Tischdecken und opulentem Tischschmuck. Eine Wand ziert gar ein großformatiger Frauenakt. Das Ambiente entschleunigt.
Unter Eindruck dieser Opulenz dachte ich, dass jeden Moment Lothar Eiermann um die Ecke kommen müsste. Mein erstes Kochbuch war von ihm. Und vierzig Jahre später sitze ich nun hier und fühle mich in diesem alles andere als beliebigen, leicht „antiquiert“ anmutenden Ambiente sehr wohl. Der ehemalige Patron besucht regelmäßig seine ehemalige Wirkungsstätte, um nach dem Rechten zu schauen. Und ich glaube, er weiß „seine“ Küche bei Boris Rommel in den besten Händen.
Auch wenn Herr Rommel schon mehr als zwanzig Jahre in der Gastronomie tätig ist, mit seiner Schiebermütze, Tattoos, Sneakern, die mit zwei Guide Michelin Sternen geschmückt sind, ist er ein typischer Vertreter der Garde junger Küchenchefs. Zumindest optisch. Der große Unterschied, zu vielen anderen seiner Zunft ist, dass er ausgesprochen klassisch frankophil kocht. Und nach Selbstauskunft tut er nur das, was er wirklich gut kann.
Froschschenkel, Gänseleber, Schnecken etc. Es wird flambiert, vieles vorm Gast finalisiert.
Wo bekommt man das in der Form in Deutschland noch geboten?
Das Restaurant war voll besetzt, anscheinend finden sich genügend Gäste, die seinen Stil zu schätzen wissen. Punktuell erkannte ich ein wenig Moderne, z. B. in Form von einem Fichtensprossenöl oder einem Lauchöl in einer ansonsten recht klassischen Vichyssoise. Mir schien, dass er die kraftvolle Konzentration mag. Vieles war gehaltvoll und hocharomatisch. Uns gefiel das sehr.
Erstaunlich war seine Dauerpräsenz an allen Tischen des Restaurants. Dies, um selbst Teller einzusetzen oder Gerichte zu finalisieren, z. B. eine handwerklich und geschmacklich exzellente Wachtelcrépinette. Währenddessen erläuterte er die Zubereitung und berichtete über die Herkunft und die Qualität der verwendeten Produkte. „Nebenbei“ entlastete er dadurch den freundlichen und zugewandten Service, den wir überaus angenehm empfanden. Maßgeblichen Anteil daran hatte ein junger, aus Italien stammender Mann, der durch seine offene und fröhliche Natur dazu beitrug, dass wir einen in jeder Beziehung schönen Abend im Schlosshotel Friedrichsruhe verbringen durften. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass es neben dem ,,Chef-Menü" ein weiteres, rein vegetarisches Menü gab. Die Weinkarte ist umfangreich, doch der freundliche Sommelier berät einen gerne. Schön ist es, dass man die wertige und recht groß dimensionierte Menü- und Weinkarte noch in die Hände nehmen kann. Ich bin und werde kein Freund von QR -Code und Tablet 😁.
Vielen ❤️ Dank an Boris Rommel und sein Team. Wir hatten einen ausgesprochen...
Read more
Learn more insights from Wanderboat AI.
