Watertuin auf Holländisch: Wassergarten

Haben auch Sie die Negativ-Bewertungen gelesen und sich mit Grausen vom erwählten Ziel abgewandt? Schade! Sie wurden von drolliger, seltsam verdrehter, persönlicher Meinung überlistet und sie haben viel versäumt. Ich wagte also dennoch das Watertuin zu besuchen. Ich buchte die längst mögliche Aufenthaltsdauer – die übrigens an Sonntagen nicht gilt. Und ich habe es nicht bereut!

Wer sich von Negativmeldungen nicht abschrecken lässt, der erlebt Außergewöhnliches. Beginnend, von der Wiener Küche, über die „Europäische“, a la italienische Pizza-, der spanischen Paella-, dem Morgenbuffet, von der orientalischen, der asiatischen Küche bis hin zu tollen Fisch-Speisen. Watertuin ist ein Ort an dem sich der Charakter eines Menschen offenbart. Für den einen, dem Gourmet (frz: Feinschmecker), ist es ein Ort an dem man (fast) alle Köstlichkeiten der Küchen aus (fast) aller Welt verkosten kann. Also ein Ort höchsten kulinarischen Genusses.

Für den anderen, den Gourmand (frz: Schlemmer), ist es ein FRESStempel. Wem danach ist, der kann hier in kürzester Zeit Unmengen an Essen in sich hineinschlingen. Und als größtes Unglück empfindet solcher, dass er um ein Entree von etwa 10 Euro keinen Hummer oder Austern vorfindet. Dabei kann so mancher Gourmand Hummer nicht von einer Krabbe unterscheiden. Solche Gäste sind dann vollkommen unglücklich und beschweren sich lebhaft – wie man unter „Rezessionen“ nachlesen kann. Oh Gott! Heute kein Hummer! Als Trost trinkt man Bier so viel man kann, denn auch das ist gratis. Wer „all you can eat“ mit „FRISS bis zum Umfallen“ übersetzt hat den tieferen Sinn von WATERTUIN nicht verstanden.

Nicht zu Unrecht sagt man, dass das hochkultivierte, chinesische Volk in gewandter Vornehmheit eine dreitausend Jahre alte Kultur lebt und zelebriert. Doch es scheint Ausnahmen zu geben. Ich saß einer Gruppe chinesischer Reisender direkt gegenüber. Der Oberchinese, ein schmächtiges, offenbar an Magersucht leidendes Männlein, mit dem symbolischen Spitzbart, gehört ungeschaut zur Spitzengruppe der Gourmands. Also den Vielfressern. Die Plattenteller die ihm seine Gefährtin vorlegte waren himalayahoch gehäuft. Unglaubliche vier davon, vollgepfropft mit „all you can eat“, frass der Mann in sich hinein. Zwei Stunden ohne Pause fressen. Das muss man gesehen haben. Muss man? Ich hatte keine Chance wegzusehen, er saß mir direkt gegenüber. Er ging etwas weniger schlank weg. Seine Gruppenmitglieder waren aber nicht viel weniger zurückhaltend. Für solche Typen ist Watertuin natürlich nichts anderes nur ein FRESSTEMPEL. Um möglichst wenig Geld ein Maximum an Essen hinunterschlingen. Genau das aber ist Watertuin nicht. Dem Feinschmecker genügen zwei Stunden, dann hat man einige Köstlichkeiten der Weltküchen probiert und genascht. Also, hingehen und Genießen!