Jante - erfrischend anders
Die Sterne-Gastronomie in Deutschland ist eine Herausforderung. Im Ausland genügt es oft, bekannte regionale Küche auf höchstem Niveau zu kochen, aber in Deutschland ist die Auswahl an geeigneten regionalen Rezepten für die Gourmetküche begrenzt. Aus diesem Grund bemühen sich Restaurants oft, durch den Einsatz exotischer Zutaten und kreativer Ideen zu glänzen. Ein weiterer Aspekt ist, dass ein Besuch im Sterne-Restaurant aufgrund der erwarteten Kleiderordnung schnell zu einer formellen und steifen Atmosphäre führen kann, die an ein Zusammentreffen von Pinguinen erinnert.
Das Jante ist in vielerlei Hinsicht ganz anders.
Der Namensgeber des Restaurants ist die Gemeinschaftsethik Janteloven aus Aksel Sandemoses Roman "Ein Flüchtling kreuzt seine Spur". In dem fiktiven Dorf Jante gilt ein Verhaltenskodex, bestehend aus 10 Regeln, die diese Einstellung beschreiben. Janteloven steht für die Ablehnung von Überheblichkeit und Einzelgängertum und betont, dass jeder Mensch gleich wertvoll ist und es keine Hierarchie gibt. Es handelt sich also um eine Philosophie, die Gemeinschaft und Gleichberechtigung fördert.
Diese Philosophie findet an vielen Stellen des Restaurants ihre Anwendung.
Ein Beispiel ist das Besteck. Viele Gäste haben damit Schwierigkeiten, wie das vorgesehene Besteck zu verwenden ist. Auch im Jante liegt es zwar auf dem Tisch bereit, aber es gibt für dessen Verwendung keine festgelegte Reihenfolge. Stattdessen sollen die Gäste das Besteck nach ihren persönlichen Vorlieben nutzen und sogar das Essen mit den Fingern ist erwünscht. Als besonderes Highlight gibt es eine am Tisch angebrachte Schublade mit weiterem Besteck, das nach Belieben verwendet werden darf und muss. Das Servicepersonal legt das Besteck auch bewusst nicht nach, um diese Freiheit zu fördern.
Die Philosophie des Jante manifestiert sich auch im Servicebereich, bei dem ein besonderes Konzept verfolgt wird. Neben dem traditionellen Servicepersonal kredenzen auch die Köche die Speisen , die die kulinarischen Köstlichkeiten zubereiten.
Auch bei der Zusammenstellung der Zutaten für die Gerichte wird die Philosophie des Jante deutlich sichtbar. Statt auf exotische oder auffällige Zutaten setzt man auf bodenständige und unaufdringliche Zutaten, die durch ihre Kombination ein außergewöhnlich harmonisches Gesamtergebnis erzielen. So wird eine Ansammlung von Solisten auf dem Teller vermieden. Das Konzept des Jante mag für den Gast zunächst überraschend sein, aber auch die Gerichte selbst überraschen durch ihre Andersartigkeit. Es ist schwer vorzustellen, wie das nächste Gericht aussehen wird, aber es lohnt sich, sich überraschen zu lassen und zu entdecken, dass man ein bekanntes Gericht auf eine neue und unerwartete Art und Weise erlebt kann.
Auch bei den Getränken lohnt es sich, sich überraschen zu lassen. Es wird empfohlen, eine Getränkebegleitung zu dem Menü zu wählen. Neben einer Weinreise besteht auch die Möglichkeit einer nicht-alkoholischen Getränkebegleitung. Statt Wein werden hier kreative Säfte serviert, die weit über den Begriff "Saft" hinausgehen. Es handelt sich um einzigartige Saftkreationen, die ich bislang noch nicht kannte.
Es ist faszinierend, wie schnell die Zeit verfliegt. Ein paar Stunden scheinen im Nu vergangen zu sein. Den Preis für den gelungenen Abend finde ich absolut angemessen.
Selbstverständlich werde ich das Restaurant wieder besuchen.
Frühere Rezension: Bin am 28.2.2020 im Restaurant gewesen. Es war ein wunderschöner Abend. Alles hat gepasst. Ich bin Wiederholungstäter und werde es bestimmt wieder tun. Das Restaurant ist modern und zugleich rustikal eingerichtet. Das Restaurant ist etwas unkonventionell (schon der Ort. Es war früher mal ...). Das gleiche gilt für die Küche. Mich hat sowohl das Essen als auch die Bedienung voll überzeugt. Offensichtlich ist es nicht nur mir so gegangen. Das Restaurant hat nunmehr einen weiteren Michelin-Stern bekommen (jetzt zwei). Herzliche Glückwunsch an das Team. Vielleicht werden es ja noch...
Read more[Update August 2025] Zumindest zu Essen, Wein, Service kann ich nur wieder betonen, was ich schon geschrieben habe. Sie sind weiter auf dem bisherigen Niveau, es gibt nichts zu bekritteln. Und bei jedem Besuch gibt es in Menü mindestens einen Gang, der besonders überraschend ist - den hervorzuheben aber den anderen Gängen Unrecht täte. Dieses Mal aber saß ich auf der Terrasse draußen - und das ist zusammen mit dem Menü und dem Wein an einem schönen Sommerabend noch einmal etwas Besonderes. [Update Januar 2025] Und es gibt immer noch keine Abstriche zu machen an den bisherigen Anmerkungen und Beurteilungen. Weitere Besuche bestätigten sie jedes Mal - wobei auf der anderen Seite auch keine Langeweile aufkam, da es immer wieder überraschende (und dabei sehr gelungene) Gänge gab, die das Gesamtmenü bereicherten und abrundeten.
[Update 14. Juni 2023] Gutes Essen macht glücklich. Sehr gutes Essen macht überglücklich. Insofern bin ich als überglücklicher Mensch nach dem erneuten Besuch des Jante nach Hause gekommen.
Am Originalposting ist eigentlich nichts zurückzunehmen. Ob es mit dem zweiten Stern noch besser geworden ist, wage ich nicht zu beurteilen - das Menü ist mit seiner Kombination unterschiedlicher Geschmacksnuancen, Aromen und Konsistenzen nahezu perfekt (wobei die Einschränkung "nahezu" hier eher aus Vorsicht steht denn wegen etwaiger Kritikwürdigkeiten). Nicht nur die einzelnen Gänge sind in sich faszinierende Erlebnisse, sondern auch in ihrer sehr gelungenen Abfolge.
Es ist auf jeden Fall ratsam, die Weinreise mit auf die einzelnen Gänge abgestimmten Weinen zu wählen. Auch dieses Mal gab es große Überraschungen (ich sage nie wieder etwas gegen Naturweine) und liebe Bekannte in dieser Weinreise - immer ausgezeichnet passend zu dem jeweiligen Gang. Manchmal weiß man gar nicht, was man mehr loben soll, die Kochkunst oder die Weinauswahl.
Auch der Sevice war wieder ausnehmend freundlich, immer sehr aufmerksam, aber nie aufdringlich. Und die Informationen zu Essen und Weinen waren interessant.
Es gibt ja oft Kritik an den Preisen solcher Sterne- Küche. Wer aber einmal solch ein Menü erlebt hat, wird sich ihr nicht mehr anschließen. Die Qualität der Zutaten und die Arbeit der Entwicklung sowie der Zubereitung und nicht zuletzt der Service haben ihren Preis. Lieber das Geld bei anderen Gelegenheiten sparen als bei einem herausragenden Essen - in Deutschland sollten wir uns eh klarmachen, dass die besonders ausgeprägte Sparsamkeit bei Lebensmitteln weder unserer Gesundheit noch der Umwelt gut tut.
[Originalposting] Ein entzückendes Erlebnis, das Essen (und Trinken) im Jante. In ansprechender, sehr entspant wirkender Umgebung vom äußerst freundlichen Service empfangen, bekommt man ein Menü (das monatlich wechselt) vorgesetzt, dessen einzelne Gänge (wir waren im September da), wunderbar aufeinander aufbauen. Und sie bieten jeweils in sich sehr ausgewogene Geschmackserlebnisse - in jeder Geschmacksrichtung. Ein Erlebnis ebenso wie ein Abenteuer - es ist spannend was die Küche aus den auf der Karte angegebenen Zutaten macht. Und oft überraschend. Dazu sind, wenn man die Weinreise wählt, die Weine nahezu perfekt auf die Gänge abgestimmt - dabei bekamen wir teilweise Weine, die ich solo wahrscheinlich eher nicht wählen würde, die aber zum dazugehörigen Essensgang perfekt passten und einen Wohlgenuss boten.
Dazu kommt ein Ambiente, das sehr relaxed wirkt (viel naturbelassenes Holz, vieles selbst gebaut), ein nicht nur freundlicher, sondern auch sehr entspannter Service, angenehme Erklärungen, wie sich die einzelnen Gänge und der Wein zusammensetzen. Es hat so gar nichts Steifes, im Jante das Menü zu genießen.
Eigentlich müsste ich dem Jante mehr als 5 Sterne geben können - denn im Vergleich zu anderen als "Gut" oder "Sehr gut" bewerteten Restaurants ist die Sterne-Küche, die Weinauswahl und das Ambiente des Jante doch noch eine deutliche Steigerung. Jederzeit empfehlenswert, man muss sich allerdings auf die...
Read moreEin Erlebnis! Sehr schönes Ambiente. Am Anfang ein sehr zurück haltender Service, welcher aber im Laufe der Zeit auftaute. Die drei Grüße aus der Küche. Karotte, Haselnuss und Klee. Röllchen aus Walnuss, grüne Tomate und Äpfel und Steinpilztaler mit geeisten Kräutersaitlingen. Erste ein Wow...süß.. Sauer.... So nussig. Das zweite eine sehr runde Sache und toll. Dritte..ungewöhnlich. Mir etwas zu karamelisiert und zu süß, der Steinpilz. Die Creme toll. Aber ein tick zu groß im gesamten. Erste Gang. Garnele. Sehr frisch, feine Säure und eine fantastische Blumigkeit. Herrliche Einstimmung. Zweite Gang. Saibling. Der Saibling, temperiert mit dem Waldmeister umwickelt. Spargelschaum dazu. Wahnsinn. Zusammen mit der gerösteten Hefe für mich ein Highlight des Abends. Dritter Gang. Spargel. Sehr rund, sehr fein. Wenn die Grapefruit auf den Aal trifft wird es zu Erlebnis. Der Rauch mit der Säure. Fein. Vierter Gang. Kalb. Mein Highlight. Das Kalb schmilzt im Mund und hinterlässt einen Traum in Umamai, welcher durch die Struktur der Salate und der feinen Herbheit das Gericht zu einem, leider viel zu kleinen, Traum macht. Fünfter Gang. Taube. Toll. Gegart auf den Punkt. Sauce brillant und die Gurke mit Holunder. Fein. Leider verliert sie nach dem Kalb etwas an Boden. Sechster Gang. Kopfsalat. Ein guter Übergang hin zum süßen. Ich hätte das Kartoffelstroh nicht gebraucht. Pilz und Eis waren aber sehr lecker. Siebter Gang. Erdbeere. Eine Erinnerung an die Kindheit. Erdbeere und Pudding. Halt nur ganz anders. Ein toller Abschied. Die Weinreise war toll. Meine Freundin hatte noch den Hummergang. Toll gegart mit einer beeindruckenden Bärlauchmayo. Dazu kam aber ein Champagner Heidsieck blanc de blanc. Traumhaft. Ich hätte am Ende eine Kaffee nehmen sollen. Der Espresso war nicht mein Geschmack. Ich mag es ohne Säure. Der Himbeergeist zu Abschied war aber wieder ein Erlebnis. Die schönsten Getränke sind in den Fotos. Ich komme gerne...
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