Preise Champions League - Burger Kreisklasse

Ich war abends zufällig in der Nähe und entschied mich kurzfristig zu einem Besuch im The Ash, denn im Internet kommt der Laden echt gut rüber und macht ja auch ziemlich einen auf dicke Hose.

Am Eingang wurde ich dann auch gleich gefragt, ob ich spontan da bin, oder reserviert habe. Spontan, aha, daraufhin wurde mir ein Tisch direkt hinterm Empfangstresen angeboten. Wollte ich nicht so gerne, weil zugig. Also wurde ich nach hinten in die Nähe der Bar geführt.

Nein, die flachen Tische seien alle reserviert, aber auf den hohen Bänken gegenüber der Bar oder an der Bar könne ich sitzen (Spoiler: Als ich 1,5 Stunden später den Laden verließ, war nicht ein einziger der fraglichen Plätze belegt). Nebenbei: Die Einrichtung sieht auf den Fotos sehr schick aus, aber wenn man genau hinsieht, wird schnell klar, dass ein möglichst günstiger Preis die Auswahl des Mobiliars ganz oben auf der Prioritätenliste der Einkäufer stand.

Hinter der Bar kam Collin hervor, der, wie sich noch herausstellen sollte, der einzige Grund dafür ist, dass dieser Laden vielleicht noch einmal eine Chance von mir bekommt.

Ich bestellte bei ihm den Yucatan Burger (15,50 Euro), der laut Karte spicy ist, inklusive Curly Fries, Ketchup (1,50 Euro) und den roten Hauswein (5,50 Euro), den ich sogar ganz günstig fand, bis ich merkte, dass hier popeliger Weise 0,15 l ausgeschenkt werden.

Aber so ist das wohl, wenn kühl rechnende Kaufleute und nicht Gastronomen mit Herzblut ein Konzept entwickeln.

Das Essen kam nach angemessener Wartezeit. Das Briochebrötchen des Burgers war von der Innenseite nicht angeröstet, wich sofort durch, weil die wässrige, fast geschmacksneutrale Guacamole ordentlich suppte. Römersalat frisch und knackig, drei, vier Ringe Jalapeños, keine Habañeros, Sriracha-Mayo habe ich nicht rausschmecken können. Insgesamt fast keine Schärfe, also nix spicy. Auch sonst kein Pep, keine Zwiebeln - nix.

Und dann das, was den Burger ja eigentlich ausmacht – und da habe ich an ein Restaurant (Franchise hin, Franchise her), das so mit seinem Fleisch prahlt, natürlich gewisse Erwartungen. Was ich bekam: Einen aufgetauten, bleichen, voll durchgebratenen Tiefkühlklops, viel zu fein haschiert und mit dem für Tiefkühlware charakteristischen gummiartigen Biss. Der Geschmack: welcher Geschmack? Auch kein Grillaroma, weil eindeutig in der Pfanne oder der Plancha gebraten.

Ey Freunde, Ihr grillt doch Eure Steaks, warum nicht auch die Burger?

Auch angesichts des sportlichen Preises von 15,50 Euro (17 Euro, wenn man den Ketchup dazurechnet) ein kulinarisches Debakel.

Liebe Geschäftsleitung: Probiert diesen Schrott einmal selbst und fragt Euch, ob Ihr so einen lieblosen Mumpf auswärts essen wollen würdet. Um es Euch leichter zu machen: Würdet Ihr nicht. Also entweder Preis deutlich runter, oder besser: Qualität deutlich rauf.

Was gut war: Die Curly Fries. Zwar auch Fertigware, aber immerhin topknusprig.

Was richtig gut war: Der Wein, der aber bitte als 0,2l ausgeschenkt werden sollte

Und dann kam Collin ins Spiel: Seine Frage, wie es mir schmecke, beantwortete ich so ehrlich, wie ich hier schreibe. Er reagierte extrem professionell, erklärte freundlich, was erklärt werden konnte, ohne es schönzureden und schien an meiner Meinung ernsthaft interessiert. Ich hoffe, diejenigen, an die er meine Kritik weitergibt, sind das auch.

Er bot mir anschließend als Entschädigung ein Glas Wein an, den ich ihm gegenüber gelobt hatte (er ist übrigens Jungsommelier und hat offenkundig richtig Plan von der Materie). Auch der etwas dünne, aber akzeptable Espresso ging aufs Haus.

Fazit: In diesem Laden geht es offenbar in erster Linie um Rendite und nicht um gutes Essen oder glückliche Gäste.

Wertung: normalerweise knapp „Mangelhaft“, nur dank Collins Einsatz gibt's ein „Befriedigend“ und die kleine Chance, dass ich eines Tages die Steaks probieren werde. Hoffentlich sind die wenigstens brauchbar.