ANNA UND BERNHARD BLUME, KUNSTHALLE KREMS: DEUTSCHE FOTOGRAFIE IM DOPPELPACK Die Kunsthalle Krems zeigt eine große Retrospektive des Fotografenpaars Anna und Bernhard Blume. Ein Paar auf einem Waldweg, sie im großformatig geblümten, ärmellosen Sommerkleid, er, schon ziemlich kahl, mit dunkler Hose und hellkariertem Jackett, in der Linken die Handtasche der Gattin. Beide gut gelaunt. Im zweiten Bild steht die Frau feixend zwischen von Windbruch zersplitterten Fichten, die rechte Hand am Stamm. Das letzte Bild zeigt die beiden aus größerer Distanz unter einem in der Mitte geknickten Baum, der sich wie ein großes „N“ als Diagonale von links oben durch das Bild schiebt. Schwarz-weiße Großformate, zwei Meter hoch, 1,26 Meter breit: Das deutsche Künstlerehepaar Anna (1936 bis 2020) und Bernhard Blume (1937 bis 2011) bei der Inszenierungsarbeit. Dem Documenta-Teilnehmer Bernhard Blume gesellte sich seine Frau Anna ab den Achtzigern gleichberechtigt und symbiotisch hinzu. Das Paar hatte sich beim Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf kennengelernt, später arbeiteten beide als Gymnasiallehrer und schufen doch Größeres als Kunsterzieherkunst: Spezialisiert auf Performance, die in Serien festgehalten und selbst entwickelt wurde, ist die Kamera der Blumes auf die kleinbürgerliche Welt gerichtet. Doch das traute Heim entpuppt sich als abgründig. So sieht man in der achtteiligen Serie „Mahlzeit“ (1985/86) die Blumes in unscharfen Aufnahmen wie geknebelt mit einem Styroporwürfel im Mund. Auch der Titel der Arbeit ist aus Styroporbuchstaben geformt, und allzu groß ist die Begeisterung über die Plastiknahrung offensichtlich nicht – Bernhard Blume speit die Hartschaumteile in großem Bogen wieder aus. In „Küchenkoller“ aus dem gleichen Jahr jongliert Anna Blume mit Dutzenden Kartoffeln und einem Sieb, bis sie samt Küchenstuhl nach hinten kippt. „Wahnzimmer“ (1984), „Trautes“ Heim“ (1986), „Vasen-Extase“ (1987) – die Welt der Blumes steht kopf, gestapelte Möbel, Tassen und Teller stürzen zu Boden, während Anna Blume schräg vor der Wand zu schweben scheint, kopfüber von der Decke hängt oder bizarre Bocksprünge vollführt. Das ist glänzend in Szene gesetzt, und es ist ziemlich komisch. Rollenklischees der dienenden Hausfrau werden ebenso unterlaufen wie jene des Herrn im Hause, beide Partner wirken vereint im heiligen Unernst. Einigen Raum nimmt auch die Auseinandersetzung der Blumes mit dem Kons¬truktivismus ein, ebenso Anna Blumes feministische Kritik an der tradierten männlichen Dominanz der Kunstwelt. In der Serie „Die reine Empfindung“ (1990/91) arbeitet sie sich an Schlüsselfiguren der Moderne wie Kandinsky, Mondrian und Malewitsch ab, stellt deren kunsttheoretischen Verdikten fotorealistische Zeichnungen von Frauenkörpern gegenüber, die in Kleidern stecken, die mit den Motiven der Moderne wie Quadrat, Linie, Dreieck und Raute bedruckt sind. In der Polaroid-Serie „Gegenseitig“ versammeln die Blumes unter anderem Skurriles aus der Reklamewelt von Waschmitteln bis Zahnpasta. Die Auseinandersetzung mit der abstrakten Kunst, wie sie die Serie „Flüchtender Suprematist“ (2002) durchspielt, markiert auch die Hinwendung zur digitalen Fotografie nach der Jahrtausendwende. Man sieht es den Bildern an. Zum Abschluss zeigt die Schau „Im Wald“ (1987–1991), das deutsche Thema schlechthin. Auf 22 Großformaten hängen Anna und Bernhard Blume von Ästen, knien vor Stämmen, sind eingeklemmt oder stürzen im freien Fall zu Boden. Menschenleer und ausnahmsweise ganz ohne komische Bauchaufschwünge hängt gegenüber das zwölfteilige Totholzgebirge „Auf der Schwarzwaldhöhe II“ (1985), ein Fanal aus den Jahren, als das Waldsterben die...
Read moreDie Kunsthalle Krems hinterlässt bei meinem Besuch einen sehr ernüchternden Eindruck. Gerade als kulturelle Institution, die mit öffentlichen Mitteln gefördert wird, sollte man erwarten, dass hier Ausstellungen gezeigt werden, die Anspruch, künstlerische Tiefe und echten kulturellen Mehrwert bieten.
Die aktuelle Präsentation von Susan Rothenberg konnte diese Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Die Werke wirken konzeptionell wenig greifbar, ästhetisch schwach und hinterlassen kaum emotionale oder intellektuelle Resonanz. Statt inspirierender Impulse entsteht ein Gefühl von Beliebigkeit – und damit leider die Frage, ob hier Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden.
Kunst darf provozieren, irritieren und herausfordern – doch im besten Fall öffnet sie Räume für neue Perspektiven und berührt auf irgendeine Weise. Diese Wirkung bleibt hier aus. Es gibt zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeiten wesentlich innovativer, handwerklich stärker und kulturell relevanter wären.
Aktuell fehlt dem Haus die Strahlkraft, die man von einer Institution dieser Größe und Förderstruktur erwarten darf. Würde man an dieser Stelle auf mutigere, inspirierendere und konzeptionell überzeugendere Positionen setzen, könnte die Kunsthalle Krems weit mehr für das kulturelle Bild der Region leisten.
HINWEIS: Die Bewertung basiert auf persönlichen Erfahrungen und ist weder hasserfüllt noch dazu gedacht, ein Unternehmen schlecht zu machen. Sie soll auf wesentliche Probleme hinweisen, um die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Kritik am Verfasser führt automatisch zu einer...
Read moreI went to see the The New African Portraiture exhibit and found the Kunsthalle to really be a world class exhibition space. I was surprised that a collection of that caliber would in a small town outside of Vienna but it was a wonderful surprise! The artwork was absolutely wonderful.
The Kunsthalle itself is well-designed and large. I will certainly stay in touch and return...
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