Leitgedanke bei der Aufarbeitung der Rolle der Justiz in der Zeit des Nationalsozialismus sogar bis in die Gegenwart war das dem Ex-Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Filbinger zugeschriebene Zitat: „Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein“. Diese Ungeheuerlichkeit wird in der Ausstellung dieser Gedenkstätte besonders deutlich. Ein solcher (Erinnerungs-) Ort ist bitter nötig, wurde und wird doch gerade diese Auseinandersetzung um die Bedeutung eines Rechts- oder „Unrechtsstaat“ nur unzureichend geführt, dazu gehört auch die aktuelle Debatte um die Einordnung der ehemaligen DDR. Die in der Gedenkstätte Wolfenbüttel aufgearbeitete Geschichte der Justiz während des Nationalsozialismus kommt eigentlich 2 Generationen zu spät, wie insbesondere auch die Rechtsprechung nach dem Kriegsende gezeigt hat. Es ist daher sehr lobenswert wie ausführlich und detailliert hier die Geschichte des Ortes und der darüber hinaus wirkende Strafvollzug dokumentiert wird und auch medial und interaktiv von den Besucher_innen nachvollzogen werden kann. Vielfach wird die Bedeutung von Gedenkstätten an ihrer Größe festgemacht (Auschwitz, Buchenwald, Dachau etc.), dabei sind es die lokalen Einrichtungen, die zeigen, wie tief der Nationalsozialismus in der Gesellschaft vorgedrungen und verankert war. Das dokumentierte Geschehen verliert seine Abstraktheit und wird unmittelbarer. Die hier dokumentierten Täter-Opfer - Biographien vermitteln die ganze Grausamkeit, die Willkür und das „legitimierte“ Unrecht in seiner ganzen Bandbreite. Die Gedenkstätte Wolfenbüttel und ihre Ausstellung ist nicht nur ein Erinnerungsort, sondern auch ein Mahnmal für gegenwärtige politische Entwicklungen weltweit. In Zeiten aufkeimenden Nationalismus, Rassismus und politisch motivierten Eingriffen in eine unabhängige Justiz (auch innerhalb der EU) ist es mehr als geboten, den Anfängen zu wehren. Das Verhältnis von Jurisdiktion und Legislative ist auch in einer Demokratie ständigen Herausforderungen unterworfen und Geschichte wirkt immer in die Gegenwart hinein. Nehmen Sie sich die Zeit für einen Besuch dieser Gedenkstätte, Sie werden neue...
Read moreDie neue Dauerausstellung der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel vermittelt die Geschichte des Strafgefägnisses und der nationalsozialistischen Willkürjustiz verständlich und medial abwechslungsreich. Der Einsatz von Augmented Reality ermöglicht es Besucher_innen, die historischen Orte virtuell zu "besichtigen", was aufgrund ihrer Lage innerhalb der JVA Wolfenbüttel nur angemeldeten Gruppen bzw. durch die Corona-bedingten Beschränkungen zurzeit gar nicht möglich ist. Die Ausstellung schlägt zudem den Bogen in die Gegenwart: Personelle, strafrechtliche und sprachliche Kontinuitäten nach 1945 in der BRD werden anhand von Opfer- und Täterbiografien eindrücklich dargestellt. Bringen Sie ausreichend Zeit mit, um sich in einzelnen Stationen...
Read moreIch empfehle, die kostenlosen und sehr informativen Führungen, die immer am 1. Sonntag im Monat stattfinden, zu besuchen. Das Museum ist recht klein aber gut und informativ gemacht. Mit der Führung erhält man jedoch noch viel mehr Informationen und Zusammenhänge, die man sich sonst wahrscheinlich nicht angelesen hätte. Es empfiehlt sich, sich über die Webseite für die...
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