Als Begleitung einer Schulklasse bekam ich vor Kurzem die Gelegenheit das Geschichtenhaus zu besuchen. In verschiedenen aufeinanderfolgenden Kulissen konnten die Kinder mancherlei geschichtliche Anekdoten aus der Bremer Vergangenkeit erfahren. Das Ambiente und die Kulissen sind dabei recht schön anzuschauen. Eine Fassbinderfrau, ein Steuermann, ein Nachtwächter, eine Giftmörderin, ein Polizist, ... erzählten in eingeübtem Monolog recht unterhaltsam ihre Storys aus dem alten Bremen. Die Darsteller gaben sich dabei alle Mühe auch mit "weniger einfachen Kindern" durch ihre einstudierten Nummer zu kommen. Aber dort liegen leider auch ein paar Schwachpunkte des Hauses. Die Darbietungen sind eben starre, eingeübte Monologe und da ist für lebendige Kinderfragen und interaktive Dialoge zeitlich kein Raum. Auch schienen mir die Darsteller nicht recht in der Lage, die Kindern mit einzubeziehen und ihre "Story" dementsprechend "lebendig" zu vermitteln. Sie mussten eben versuchen ihren Monolog zum Ende zu bringen. So nett und interessant die Geschichten für sich gestellt sind, bieten sie immer nur einen Spot in eine bestimmte Zeit und Situation, das ergibt keinen wirklich deutlichen geschichtlichen Überblick. Eben wurde z.B noch die Giftmörderin zur Strecke gebracht, dann kommt plötzlich der Kaiser in die Stadt. Irgendwann davor brannte auch der Dom. Als Erwachsener erkenne ich die Linie, aber für Kinder ist das nicht überschaubar. Es bleiben somit einzelne und recht verschiedene Anekdoten, welche die Kinder keineswegs in Zusammenhang bringen können. Dazu kommt, dass es ja keine in sich geschlossenen Geschichten sind, sondern nur gespielte Situationen in die man scheinbar "hineinstolpert", bis einen die Darsteller dann weiterschicken und man wieder anderswo "hereinplatzt", bis der neue Darsteller auch wieder "was anderes weiter machen" muß, ... und man eben weiterzieht, ... . Kinder und Erwachsene bekamen auch etwas historische Kleidung zum tragen. Leider gab es für uns als Gruppe aber keine Garderobe für unsere Kleidung. Die konnten wir einfach im großen Vorraum liegen lassen. Als wir dort wieder ankamen, lagen manche Sachen definitiv an anderer Stelle. Das ist nicht so vertrauenserregend. Abschließend: Das Geschichtenhaus ist durch das Ambiente zweifellos unterhaltsam und die Kinder hatten insgesammt ihren Spaß. Allerdings gab es nicht wirklich etwas zu erleben. Sitzen und zuhören wird dann eben doch auch langweilig, vor allem, wenn sie fast "nur zuhören" können und die verschiedenen Geschichten für sie irgendwie keine "runde Sache" ergeben und auch die Pointen nicht immer wirklich verstanden werden. Z.B. dass die Kaffeeverkäuferin in der nächsten Scene die verurteilte Giftmörderin ist, ... . Da ist bezüglich des Gebotenen definitiv noch Luft nach oben, an begreifbarer Geschichtsvermittlung, an lebendigem Dialog, an kindgerechter Darbietung. Für Erwachsene ist das nicht wirklich tief genug und für Kinder irgendwie zu hoch. Das Geschichtenhaus - ein kann, aber kein muß, - darum...
Read moreWir waren mit 7 Erwachsenen und 3 Kindern an einem Sonntagnachmittag im Geschichtenhaus, und es hat uns sehr gut gefallen! Ich hatte die Tickets vorher im Internet angefragt, und als wir zum gebuchten Termin kamen, ging es auch schon gleich los. Zusammen mit uns wurden noch einige weitere Personen durchs Haus geführt, die Gruppe war aber immer noch schön klein. Es gab verschiedene Stationen; bei jede Station empfing uns ein:e Schauspieler:in, die uns in ihre Zeit und Situation einführte und frei von der Leber weg erzählte, was in ihrem Setting grade los war. So wurden jeweils Spotlights auf kleine Momente der Bremer Geschichte geworfen und diese sehr charmant zum Leben erweckt. Man merkte, dass die Akteure ganz in ihren Rollen aufgingen und sie sehr liebevoll, glaubhaft und mit Humor verkörperten. Sogar das skeptischste unserer Kinder ("Bremer Geschichte interessiert mich echt nicht, das hatten wir schon alles in der Schule – muss ich wirklich mit?") war nach kurzer Zeit aufmerksam dabei und hatte Spaß.
Einen besonderen Dank muss ich dem Team noch aussprechen dafür, dass es sich sehr gut um unseren Vater, der nicht mehr gut zu Fuß ist, gekümmert hat. Als Info für alle, die es betrifft: Die Treppen sind gut machbar (keine steilen, engen Altbau-Treppen, sondern bequeme breite), und solange man in der Lage ist, im Ernstfall aus eigener Kraft die Treppen zu meistern, gibt es auch einen Fahrstuhl. Wer komplett auf einen Rollstuhl angewiesen ist, muss aus Sicherheitsgründen bei den Stationen im Erdgeschoss bleiben (etwa die Hälfte der Führung), wo sich aber sehr nett um ihn gekümmert wird.
Das Geschichtenhaus ist wirklich ein kleines Juwel und es ist sehr schade, dass es völlig zu unrecht so wenig bekannt ist. Soweit ich weiß, streicht die Stadt diesen Sommer die Mittel zur Unterstützung, so dass es ganz akut von Schließung bedroht ist. Das wäre aber wirklich jammerschade, und ich drücke die Daumen, dass es weiter bestehen...
Read moreDer Böttcher, der den Schweden ein Schnippchen schlagen will, der Walfänger-Matrose, der von eigenen Flachbodenboot träumt, der "Siechentröster", der sich über ein paar Taler freut, die "schwarze Witwe" Gesche Gottfried und noch einige Personen mehr. Das alles sind Charaktere, die dem Besucher liebevoll die bewegte Geschichte Bremens nahebringen.
Eine kurzweilige Reise durch die Jahrhunderte, liebevoll vorgetragen von Laiendarstellern, für die der Begriff Laie irreführend ist, denn sie spielen ihre Rollen ganz hervorragend.
Wir hatten die seltene Möglichkeit nicht in einer grossen Gruppe, sondern nur zu zweit auf diese interesante Zeitreise zu gehen. Und die Schauspieler haben sich genau so viel mühe gegeben, als wären wir in einer grossen Gruppe. Alleine schon dafür ein ganz grosses Kompliment.
Schon bevor es losging, konnten wir mit einem Mitarbeiter (in handgefertigtem Kostüm aus vergangener Zeit) ein wenig smalltalk über die ausgestellten Puppen, das Diomara des Hafenbereichs "Schlachte" und über die Schneiderin halten, die die originalgetreuen Kleider gefertigt hat. Ein sehr interessanter Einblick hinter die Kulissen.
Da wir so ziemlich die letzten Besucher an diesem Tage waren, konnten wir die Darsteller nachher auch nochmal in "Zivil" erleben und uns kurz mit ihnen austauschen. Nette Menschen, denen es grossen Spass macht, was sie da tun. Und das merkt man!
Für den Bremen-Besucher ein sehr empfehlenswerter Besuch, vorgetragen nicht von seelenlosen Animatronics (wie heute vielfach üblich), sondern von Menschen mit Herz.
Fazit: Sehr...
Read more