"Ich wohne, also bin ich" - so könnte man vielleicht den berühmten Ausspruch von René Descartes variieren. Schließlich zeigt sich in unserem Wohnen, was für einen sozialen Status wir beanspruchen, welche Vorbilder wir haben und welche Art des alltäglichen Zusammenlebens wir bevorzugen. Das Bürgermeister-Ringenhain-Haus entführt jeden Besucher in die gehobene bürgerliche Lebenswelt des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Hausherr Paul Ringenhain war der wohlhabendste Mann in Torgau. Der Tuchhändler bekleidete von 1621 bis 1637 das Bürgermeisteramt, bezog aber auch einträgliche Einkünfte aus der Landwirtschaft, Vermietung und diversen Geldgeschäften. Paul Ringenhain stand einer Hausgemeinschaft vor, die sich wesentlich von heutigen unterscheidet und streng hierarchisch organisiert war. Im Haus wohnte, arbeitete und feierte nämlich nicht nur eine kleine Kernfamilie - also Eltern und Kinder. Auch "Gesinde" - also Hausbedienstete - und fernere Verwandte gehörten dazu. Arbeit und Wohnen waren auch räumlich nicht voneinander getrennt. Handels- und Büroräume lagen quasi neben Küche, Festsaal und Schlafzimmer. Im Hof befanden sich Viehstallungen, Räume zum Bierbrauen und kleine Kammern für Bedienstete und Kinder. Im Wohnbereich der Hausherren waren die Räume - aus heutiger Wahrnehmung - zwar recht spärlich möbliert, dafür aber mit äußerst kunstvoll verzierten Truhen, Stühlen, Wandschränken und Tischen ausgestattet. Türen, Fensterportale, Decken und Wände wurden aufwendig mit Malereien versehen. Im Engelsaal zieren allein auf 40 Tafeln Engelmalereien aus dem frühen 17. Jahrhundert die Decke. Die verspielten Himmelswesen musizieren, scheinen von den Wolken aus zu singen und Gottes Wort zu verkünden. Freilich weisen die Engel auch auf das bevorstehende Ende hin, denn sie halten unter anderem Kreuz, Nägel und die Dornenkrone in Händen - Attribute des sterbenden Jesus Christus. Ringenhain war - als er die Darstellungen in Auftrag gab - bereits alt und bereitete sich wohl schon gedanklich auf seinen Tod vor. Gemalte Hoffnungen auf ein Paradies im Jenseits, an der Seite von Engelchen schienen ihm Trost zu spenden - so kann man jedenfalls spekulieren. In der Schlafkammer steht - wie um 1600 in gehobenen Kreisen üblich - ein Himmelbett, also ein Bett mit Bedachung beziehungsweise sogenanntem Baldachin. Die Bedachung schützte die Schlafenden vor herabfallendem Ungeziefer. Da sich Vorhänge vorziehen ließen, bot das Bett einen Raum der Intimität. Man konnte sich den lästigen Blicken der Hausgemeinschaft entziehen und erholen. Dies war gerade für Frauen kurz nach der Schwangerschaft und Geburt ein wichtiger Komfort. Baldachin und Vorhänge hielten auch Wärme im Bettraum. Die Schlafkammern selbst ließen sich ja in dieser Zeit oft nicht beheizen! Wie es sich für einen Bürgermeister geziemte, gibt es im Haus einen großen Festsaal. Solche Räumlichkeiten orientierten sich an höfischen Vorbildern in Schlössern. Sehr wahrscheinlich wurde der Festsaal bei Hochzeiten, an Geburtstagen und zum Empfang von Gästen genutzt. Möglicherweise speiste auch die Familie hier zusammen. Auf den Tisch kamen in der Renaissance insbesondere gewürzte Speisen - nicht nur um Wohlstand zu demonstrieren. Den Gewürzen wurde eine Heilwirkung zugesprochen - in Anlehnung an antike Literatur. Haustiere und eigenes Vieh wurden mitunter ebenfalls serviert. Paul Ringenhain leistete sich eigens eine Köchin. Obwohl formal protestantisch, pflegten die Ringenhains weiterhin katholisch anmutende Rituale. Besonders auffallend ist diesbezüglich das Fragment eines um 1500 bemalten Hochaltars, der offenbar nach einem reformatorischen Bildersturm aus einer Kirche in das Haus gelangte. Dargestellt ist ausgerechnet die Messe des heiligen Gregors, eines Papstes aus dem 6....
Read moreInaspettato qui, a Torgau, oggi fine del mondo, nel cinquecento il centro del mondo nuovo, la fastosa casa del sindaco in cui incanta la "stanza degli angeli" con un soffitto a cassettoni tutti affrescati di angioletti svolazzanti. Affreschi e porte dipinte scoperti per caso nei primi anni duemila ... Per una gita...
Read moreEine echte Perle! Auch wenn Torgau nicht so viele andere Schätze anzubieten hatte, wäre das Museum Grund genu, um dorthin zu fahren! Eine ausgezeichnete Restaurationsarbeit, vor allem die vielen Wand- und Deckenmalereien....
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