Wenn man sich die Meinungen auf den einschlägigen Bewertungsportalen und der Fachpresse über das 485grad durchliest, oszilliert diese irgendwo zwischen stümperhafte Küche mit viel Brimborium und einem neuen Stern am Kölner Gastrohimmel mit Michelin-Ambitionen. Ich meine: Die Wahrheit liegt dazwischen.
Zu den allzu kritischen Stimmen, die meist die Qualität und Machart der Pizza im 485grad bemängeln - sie sei nicht durch, nicht kross genug, zu teigig - sei zu sagen: Fahrt nach Neapel und esst dort Pizza, sie schmeckt genau so! Im 485grad hat man sich der Pizza Neopoletana verschrieben. Im Gegensatz zur Pizza Romana, die sich - vornehmlich durch die weltweite Verbreitung von Tiefkühlprodukten - auch in ihrer Machart in Deutschland durchsetzte, ist die aus Neapel stammende Variante nicht dünn und knusprig und wird auch nicht auf einem Blech gebacken. Neben einigen qualitativ hochwertigen und in ihrer Herkunft präzise eingeschränkten Zutaten, ist vor allem die Zubereitung der neapolitanischen Pizza streng reglementiert: Das Backen erfolgt ausschließlich in Holzöfen bei einer Temperatur von - man ahnt es - 485 Grad bei einer Garzeit von 60 bis maximal 90 Sekunden. Das Resultat ist fluffigere Pizza mit dickerem Rand, als es der deutsche Gaumen von der Standard-Pizzeria um die Ecke gewohnt ist. Welche nun eher den Geschmack trifft, die römische, neapolitanische oder gar die Variante aus Genua (sehr dick), ist jedem selbst überlassen. Wer jedoch in eine neapolitanische Pizzeria geht, sollte auch nichts anderes als eine neapolitanische Pizza erwarten.
Was die Sterne-Ambitionen von Sommelier Sebastian Georgis Geisteskind anbetrifft, bin ich mir ebenfalls uneins, ob man hier die Ernsthaftigkeit der Zeilen von Weinkenner Carsten Henn im Kölner Stadt-Anzeiger nicht anzweifeln darf. Sicherlich kennen sich Georgi und Henn schon einige Jahre, was den Geschmack der "Pizza auf Sterne-Niveau" dann doch noch mal ein wenig gesteigert haben dürfte. Strafe mich einen Lügner, wenn man nächsten November neben dem La Societe noch ein Sternelokal in der Kyffhäuserstraße im Guide Michelin finden sollte, aber ich denke, dass man so hoch nicht greifen sollte.
Nun aber zur rein subjektiven Einschätzung: Die Pizza war sensationell! Drei Varianten durfte ich kosten, und alle drei - Hellboy, Speckenwolf und Anchovis Dream Ocean - überzeugten in vollem Umfang in Geschmack, Kreation und Qualität. Die einzelnen Zutaten harmonierten perfekt, keine stach hervor, das Ergebnis dadurch unheimlich rund und nachhaltig positiv.
Positiv fielen zudem das Ambiente und die Freundlichkeit des Personals auf. Durch den zunehmenden Zuspruch der lokalen Presse war es sehr wuselig und gut besucht, was jedoch die Arbeitsabläufe des Teams nicht beeinflusste und die Pizza, als auch ein frisch gesäuberter Tisch schon nach kurzer Wartezeit für uns bereitstanden. Den Kaffee nach dem Mahl konnte man am Tisch bestellen, musste nicht wie bei der Pizza am Tresen ordern, was den Ausklang des Besuchs abrundete.
Mein ganz persönliches Fazit: Wer sich gerne auf eine Pizza-Variante einlassen möchte, die in Deutschland und vor allem in Köln viel zu selten serviert wird, belohnt sich im 485grad selbst mit einem geschmacklich hervorragenden Pizza-Erlebnis und einem trotz allem Trubel doch recht...
Read more485 is loosing its high gastronomic and service standards, and becoming a non-surprising place. I have been a few times and I have to say it used to be one of my favorites spots in town. After the delightful experiences of the very first times, booth the service and pizzas are loosing the level they always had. For example, yesterday they just forgot us when waiting for our table (just a non way when the restaurant its not full anymore, around 10pm). Furthermore, the time between order and getting served is bigger and bigger. I realized they just had a single pizzaiolo in charge of the whole pizzas in a Saturday night.
About the price/quality I think it's not fair anymore, with surprises like getting a pizza with lettuce instead of endives, or getting as answer a rude "there" when asking for the cutlery (for a place which prices some pizzas on 12,50...)
As recommendation, please keep the standards you always had, and you will be the previous amazing place...
Read moreEndlich mal eine Pizzeria mit neapolitanischen Pizzen!
Wer hier in Rezensionen seine italienische Gastro-Familien-Abstammung als Expertenlegitimation angibt, dann aber bei einer "neapolitanischen" Pizza den dicken Rand bemängelt... Ne wat is dat lustig...Wenn ein Rezensent eine Pizza mit "Burn"s im Namen bestellt und sogar noch Nduja drauf ist, nachher aber die zu hohe Schärfe kritisiert...Da kommt man aus dem Lachen nicht mehr raus!
Man bekommt in Köln selten gute, vor allem keine richtig italienische Pizza. Die meisten Pizzerien in Deutschland haben Namen, Zutaten etc auf den deutschen 50er-Jahre-Geschmack angepasst. Richtig italienisch ist keine Pizzeria in Deutschland. Genauso wie kein China-Imbiss chinesisches Essen anbietet, sondern nur das, was der Deutsche darunter versteht und seit Jahrzehnten kennt.
Ich bin dienstlich sehr, sehr oft in Italien und habe zwischen Como und Pozzallo schon überall Pizza gegessen. In der Regel wird man - im Gegensatz zu Deutschland - bei kaum einer Pizzeria in Italien enttäuscht. In Deutschland ist dies anders, dieses ganze Funghi, Hawaii, Quattro Formaggi etc...um Gottes willen. Wenn ich in Deutschland eine Diavola bestelle, dann ist in der Regel billigste Salami mit Peperoni für die Schärfe drauf, was auf eine richtige Diavola nicht gehört. Alle reden in Deutschland über den Teig, aber keiner, was für Zutaten drauf sind, welche drauf gehören und was nicht.
Zugegeben, die 485-Kombinationen mit Kohlrabi, Steirischer Bergkäse, oder Schwertfisch gehören auch eher in die Kategorie "Hipster-Food-Porn-Poster" und kommen mir auch etwas ungewöhnlich vor, zeugen aber von Kreativität. Zudem, die Verwendung von speziellen Zutaten wie Nduja sind schon in dieser Region einzigartig. Warum bietet die deutsch-italienische Pizzeria um die Ecke dieses nicht an? Kombinationen wie "Noci e Brie" sind der Hammer, in Italien eigentlich Standard, in Deutschland nirgends zu bekommen. Warum nur? Ist doch simpel. Mortadella mit Pistazien und Fior di Latte - simpel und lecker!
Was man noch erwähnen muss, eine neapolitanische Pizza hat einen dicken Rand und ist fluffig, da der Teig mit Hefe erstellt wird. In Deutschland gilt es in der Regel als Gütesiegel "je dünner die Pizza, desto besser". Das funktioniert bei einer neapolitanischen nicht. Man ist die Pizza normal oder wenn man nur das Innere der Pizza schafft zu essen , bekommt man bei der Neapolitanischen in der Regel die Randstücke als Schmankerl eingepackt mit nach hause, da der Rand ein Highlight der Pizza ist.
Meine 5 Sterne vergebe ich nicht aufgrund Service, Auswahl, Freundlichkeit oder Geschmack. Ich vergebe die 5 Sterne, weil endlich mal jemand ein Stück wahres Italien nach Köln gebracht...
Read more