Wir waren zu spät. Betti mit ihrer entspannten Art, nahm uns das schlechte Gewissen. Grundsätzlich waren alle Mitarbeitenden sehr freundlich.
Zuerst ging es in die gute Stube. Dort war es licht, plüschig, die Musik, ein Potpourri der guten Laune, Schlager aus den siebziger Jahren. Wir bestellten Sake statt Champagner. Serviert wurden dazu die „Klassiker“. Dies alles in absoluter Perfektion. Gequellde mit weissem Kees. „Hommage an die Pfalz“. Kesselfläsch und die Dampfnudel un Woisoß, nach dem Rezept der Oma.
Und dann begann die Reise, die uns mit einigem Abstand betrachtet, leider nicht zu 100 % begeistern konnte. Dabei ging es nicht um die Küchenleistung, diese war sehr gut. Wir mochten die Inszenierung nicht. Uns fehlte Seele, Wärme, Harmonie. Wenn ich ein Restaurant wieder verlasse, dann gerne beschwingt vor Glückseligkeit. Alles war sehr stylisch und wirkte wertig. Es dominierte das „Dunkel“. Das Ambiente, die gesamte "Aufführung" könnten polarisieren. Entweder es gefällt einem oder nicht. Vor der in schwarz gehaltenen Speisekammer warteten wir auf Einlass. Dies erinnerte an das Weihnachten meiner Kindheit, hoffen, dass endlich Bescherung ist. Es empfing uns dort ein Koch, dieser erklärte etwas zu den am Abend verarbeiteten Produkten, zum Reifeschrank und zum Fermentationsschrank. Er servierte Chawanmushi XO, Koji-Coppa und Spargel. Die Präsentation wirkte recht distanziert.
Danach noch einmal warten, dann wurde die Tür zum Allerheiligsten geöffnet, dem Gastraum. Von vielen Plätzen blickt man in die offene Küche, von einigen auf eine schwarze Wand. Meine Frau empfand dies deprimierend. Irritierend war der laute Soundtrack, er erinnerte an Club- statt Restaurantatmosphäre.
Was Ben aus der Küche schickte, dies war recht beeindruckend. Weniger puristisch in der Präsentation, als ich es vermutet hatte. Gelegentlich fast detailverliebt und alles in der eindeutigen Sprache Benjamin Peifers. Er geht seinen Weg, kopiert nicht. Glücklicherweise ist er weder Dogmatiker noch Regionalsalafist. So fanden sich z. B. Yuzu und Trüffel im Menü.
Ein wirklich toller Gang war der „Brotgang“. Das Bäckerhandwerk hat er ebenfalls erlernt. Oft sind es die einfachen Dinge, die einen glücklich machen.
Erneut fiel auf, dass man versucht, Produkte, die meiner Meinung nach perfekt sind, „nachzubauen“. Oft scheint mir das Original besser als die Kopie. Hier waren es die Kindheitserinnerungen, die Kleinigkeiten zum Kaffee, da war es zu Ende mit der Begeisterung.
Warum man neben dem Süßen noch einen selbsterzeugten Camembert präsentierte, erschloss sich uns nicht. Der war aromatisch, hatte eine angenehme Textur und war mit Preiselbeersaft überzogen, passte aber nicht zum süßen Finale.
Ben und Betti sind sehr freundliche Gastgeber. Ben ist ehrgeizig. Ein Stern, dies scheint zu wenig. Man ist ein unternehmerisches Wagnis eingegangen. Dies in Zeiten der Pandemie. So etwas verdient sicher Respekt. Wir wünschen Betti und Ben, dass sie mit ihrer Idee langfristig Erfolg haben. Mut und Ehrgeiz sollten belohnt werden. Es wird interessant sein, mitzuerleben, wie sich das Intense...
Read moreEinmal im Jahr probieren mein bester Freund und ich Spitzenrestaurants in ganz Deutschland aus, zum einen, um mal zu schauen, in welche Richtung sich gewisse kulinarische Trends bewegen und zum anderen natürlich des Genusses an sich wegen. So war letzten Samstag entsprechend das Intense an der Reihe und was soll ich sagen... der Abend war einfach nur ATEMBERAUBEND.
Gleich zu Beginn wurden wir von Frau Thiel persönlich mit einer natürlichen Herzlichkeit in Empfang genommen, die man in manch anderen Häusern durchaus zu vermissen vermag. Das Grundgedeck ist alles andere als klassisch, sondern eher auf schlichte, aber stilvolle Funktionalität ausgerichtet, sprich ein Wasser- und ein Weinglas, eine Stoffserviette und ein kleines hölzernes Kästchen, indem sich mehrere Gabeln und Löffel befinden. Somit ist das kleine charmante Service-Team nicht genötigt jeden einzelnen Gang separat nach zu decken. Aber der Clou an der Sache ist definitiv der Deckel des Besteck-Kästchens... die Speisekarte.
Klar erklärt und ohne etwaige Fragen offen zu lassen, kann man sich den Ablauf des Abends durchlesen, bekommt ihn aber in Kurzform nochmals von einer der drei liebreizenden Service-Damen nähergebracht.
Wir entschieden uns für die Basis-Variante in 15 Gängen ohne korrespondierender Begleitung, da wir beide gerne flaschenweise bestellen, um somit auch mal leicht gereifte Schätze aus aller Welt probieren zu können.
Die Weinkarte ist perfekt sortiert, mehr als fair kalkuliert und lässt auch kaum Wünsche offen. Primär findet man Spitzengewächse aus der Pfalz und der Mosel mit dezenter Jahrgangstiefe, aber auch diverse internationale Tropfen aus Europa und Übersee sind vorhanden. Es lohnt sich übrigens auch mal nach nicht aufgeführten Weinen zu fragen bzw. sich von Frau Thiel etwas empfehlen zu lassen.
Da wir vor einigen Jahren bereits das Vergnügen hatten Herrn Peifers Küche im Urgestein in Neustadt zu genießen, war die Vorfreude natürlich umso größer und die Erwartungen entsprechend hoch… sie wurden gänzlich übertroffen, in absolut jedweder Hinsicht. Die 15 Köstlichkeiten - jedes einzelne ein absolutes Meisterwerk für sich - sind unserem Empfinden nach absolut perfekt aufeinander abgestimmt. Man hat eine stetige Steigerung mit immer intensiver und komplexer werdenden Aroma-Typen, wobei die Hauptkomponente eines jeden Gerichtes dennoch klar heraussticht und in keiner Weise überlagert wird.
Über den modernen, vielleicht etwas futuristischen Stil der Einrichtung lässt sich streiten, aber uns hat es gefallen. Die Tische sind etwas weiter voneinander entfernt, sodass man sich ungestört in normaler Lautstärke unterhalten kann. Und die Tische selbst sind je mit einer einzigen, aber perfekt positionierten Lampe ausgeleuchtet, wodurch das Geschehen auf der Fläche zusätzlich hervor getragen wird. Unser persönliches Einrichtungs-Highlight waren allerdings die überaus bequemen Drehstühle.
Eines ist sicher, wir...
Read moreDas Restaurant Intense in Wachenheim lebt Gastfreundschaft mit Leib und Seele. Das historische Gebäude mitten im Zentrum wurde 2022 aufwendig renoviert und verbindet Tradition mit modernem Luxus – man merkt, dass hier ein maßgeschneidertes Konzept von A bis Z umgesetzt wurde.
Zwei Gästezimmer im ersten Stock sind eine praktische Sache. Unser Zimmer war elegant im japanischen Stil eingerichtet, großzügig geschnitten, modern ausgestattet und mit liebevollen Details versehen. Besonders angenehm: Der Kühlschrank wird während des Dinners aufgefüllt, sodass das Frühstück entspannt im Zimmer genossen werden kann. Granola und Joghurt, Hausgemachtes wie Brot, Marmelade oder sogar Käse waren qualitativ sehr hochwertig und einfach lecker.
Das Dinner selbst ist mehr als nur ein Essen – es ist eine inszenierte Genussreise. Der Abend startete in der gemütlichen „Guten Stube“ mit modern interpretierten Pfälzer Klassikern und einem Aperitif. Für uns fiel die Wahl auf Krug Champagner, das Intense ist eines der wenigen Krug Markenbotschafter Restaurants, und einen alkoholfreien prickelnden Drink.
Nach der guten Stube wird man in die Speisekammer geführt, wo Brot gebacken und fermentiert wird. Danach geht es in das überraschend moderne Restaurant mit offener Küche. Im Restaurant sitzen die Gäste entweder am Tresen oder am Tisch und tauchen in eine Welt japanisch inspirierter Gerichte ein. Viele entstehen auf offenem Feuer, die Köche servieren und erzählen die Geschichten hinter den Gerichten.
Besonders beeindruckend war die Flexibilität beim Getränkeangebot: Von Wein über alkoholfreie Begleitungen bis hin zu einer großen Sake-Auswahl – alles wird auf die individuellen Vorlieben abgestimmt. Wir entschieden uns primär für Sake, und die Expertise von Chefin Bettina hat uns nachhaltig begeistert.
Das Menü selbst: würzig, kreativ, detailverliebt. Fast alles wird im Haus gefertigt – von der Misopaste über das Dashi bis hin zum Brot. Die Gerichte sind klar japanisch inspiriert, aber modern interpretiert, immer mit einem eigenen Twist.
Die offene Küche schafft eine lockere, lebendige Atmosphäre – man fühlt sich als Teil des Geschehens, ohne dass es an Professionalität mangelt. Vier Stunden vergingen wie im Flug, auch weil wir am Tresen immer etwas zu schauen hatten.
Von Anfang bis Ende war der Abend dramaturgisch perfekt inszeniert und echtes Storytelling - modernes Fine Dining ohne Steifheit.
Fazit: Der Name ist Programm - intensiv sind nicht nur die Aromen, sondern auch die Präsentation der Gerichte und das Erlebnis als Gast. Man sollte unbedingt einen Platz am Tresen nehmen, das war das Tüpfelchen auf dem I. Für uns hat das Restaurant das Niveau eines Zwei-Sterne-Restaurants – sowohl kulinarisch als auch atmosphärisch. Eines der schönen Zimmer zu nehmen und den nächsten Morgen mit einem leckeren Frühstück zu starten ist absolut empfehlenswert und ergänzt den...
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