Das Museum Lüneburg folgt einem vielversprechenden Ansatz. Es zeigt Verbindungen in der Beziehung zwischen Mensch und Natur auf. Dies ist im Raum Lüneburg auch besonders naheliegend. Man denke nur an die Flusssysteme der Elbe und Ilmenau, an die imposanten Salzstöcke im Untergrund, an die Lüneburger Heide und den Kalkberg, der eigentlich eher eine Art Gipshügel ist. Die Elbe bildete und bildet - wie im Museum überzeugend dargestellt wird - seit frühgeschichtlicher Zeit eine verbindende Handelsachse. So fanden Archäologen importierte bronzezeitliche Steinäxte aus Mitteldeutschland und sogar römisches Tafelgeschirr im Umfeld der Elbe. Fruchtbare Auen und der Fischreichtum zogen früh Menschen an, gleichzeitig war die Elbe aber auch immer wieder eine Grenze zwischen Kulturen und Familien. Die Stadt Lüneburg gäbe es in ihre heutigen Form ohne das weiße Gold im Untergrund sicher nicht: Bis zu 1.000 Meter dicke Salzschichten liegen zwar unter ganz Norddeutschland, aber eben meist in 5 Kilometer Tiefe - unerreichbar für den Menschen. Anders ist es in Lüneburg: Hier befindet sich das Salz nur 30 bis 70 Meter unter der Erdoberfläche. Es kommt folglich mit Grundwasser in Kontakt. Das Solewasser wurde jahrhundertelang in Bleipfannen zum Kochen gebracht. Es blieb nur das Salz zurück - im Mittelalter ein gefragtes Konservierungsmittel für den Ostseehering, besonders während der vielen christlichen Fastentage. Die Stadt Lüneburg entwickelte sich daher zu einer Art Salz-Oligarchie, in der nur wenige Kaufmannsfamilien politisch etwas zu Sagen hatten. Entsprechend gibt es viele Repräsentationskunstwerke, Inschriften und Altarbilder zu bestaunen. Ihren Reichtum verdankten die Lüneburger Ratsherren einem Binnenmeer, das vor 250 Millionen Jahren mehrfach austrocknete und jedes Mal große Salzmengen zurückließ. Im Laufe der Jahrmillionen lagerte sich eine Menge Gestein über dem Salz ab. Unter dem enormen Druck dieser Schichten verhält sich das Salz ähnlich wie Öl im Wasser; es steigt an die Oberfläche - nur eben sehr sehr langsam. Das Salz mit seiner geringen Dichte bewegt sich immer noch über Spalten und Klüfte nach oben und bildet Salzstöcke. Da übrigens zu viel Salz entnommen wurde, gibt es Hohlräume unter Lüneburgs Altstadt. Es drohen daher ganze Häuser einstürzen! Als eine weitere Besonderheit wird im Museum natürlich die Lüneburger Heide vorgestellt. Diese Kulturlandschaft entstand erst vor etwa 5.000 Jahren. Wo heute im Hochsommer die Blüten der Besenheide lila um die Wette leuchten, lag ursprünglich noch Wald. Die Menschen wandelten aber nun immer wieder Waldflächen durch Brandrodungen in Acker und Weideflächen für das Vieh um. Es gediehen nun viele Pflanzen, die auf dem dunklen, schattigen Waldboden keine Chance hätten, etwa der gelb leuchtende Ginster. Der besondere Lebensraum Heide würde ohne Heidschnucken - das sind die Schafe der früheren Heidebauern - wieder vom Wald zurückerobert werden. Insofern sichern im Falle der Heide menschliche Eingriffe die Artenvielfalt. Auch die kunst- und mediengeschichtliche Facette der Lüneburger Heide wird im Museum präsentiert. Lange galt die Heide ja als öde trostlose Wüste, doch die Romantiker und großstadtgeplagten Hamburger entdeckten sie seit 1800 als Naturidylle und Erholungsort für sich. Spätestens die Broschüren, Postkarten und Heimatfilme der 1950er Jahre erhoben die Heide zum Ausflugsziel für die Massen. Besonders gefallen hat mir der Teil zur Lüneburger Stadtarchäologie. Die Archäologen fanden beispielsweise Überraschendes in der Lambertikirche, etwa Würfel, Spielsteine, Kämme für das Haar und Perlenschmuck, datierend auf das 13. bis 15. Jahrhundert. Kirchen waren demnach nicht nur Orte des Glaubens und der Frömmigkeit. Hier wurde auch gehandelt, gespielt, Gericht gehalten und anderes mehr. Im wahrsten Sinne des Wortes als Fundgruben der Archäologie erweisen sich Kloaken. In Kloaken entsorgte man in Lüneburg bis ins 18. Jahrhundert hinein nicht nur Ausscheidungen aller Art, sondern auch alltägliche Gebrauchsgegenstände, die sich im feuchten Untergrund gut...
Read moreMein erster Besuch im neuen Museum in Lüneburg. Mit Freundin und 10jähriger Nichte waren wir neugierig und gespannt auf den naturhistorischen Teil und insbesondere die angepriesene Wolfsausstellung. Wir wurden sehr nett begrüßt, was uns die 8€ pro Person etwas leichter verkraften ließ. Gleich im ersten Saal kam die Ernüchterung: der Saal ist groß mit modernen Vitrinen, aber keinem sofort erkenntlichen Thema. Dieses setzt sich durch das ganze Museum fort. Es ist nicht wirklich intuitiv, und ohne viel Lesen wird dem Besucher nicht klar, worum es in den Ausstellungen geht. Es gibt nur einen naturhistorischen Saal, der leider auch mehr dekorativ als wirklich informativ ist. Die ausgestopften Tiere sind hübsch aufgestellt, jedoch sind nicht alle ihrem Lebensraum zugeordnet. Im Vergleich mit dem alten Naturmuseum ist es eine eher langweilige und bisweilen deprimierende Erfahrung. Selbst die Nichte, die ansonsten an allen Naturthemen sehr interessiert ist, hatte nach dem Streicheln des Otterfells genug von der Natur. Der Großteil des Museums ist kulturhistorisch, aber ebenfalls kaum intuitiv erlebbar. Die Vitrinen sind durchgängig schlecht ausgeleuchtet und beherbergen die Exponate eher dünn verteilt. Es gibt keine Ausstellung die sich mit den Sinnen begreifen lässt oder emotionales Erleben erlaubt. Nach vielen Museumsbesuchen in den U.S.A., wo Ausstellungen dem Besucher oft ermöglichen, in die Zeit oder den Ort einzudringen und Geschichte oder Natur fast real zu erleben, erscheint mir das hiesige Museum atmosphärisch und inhaltlich eher klinisch und kalt. Die angepriesene Wolfsaustellung fand sich ganz am Ende und kam uns vor wie ein Nachgedanke. Ein ausgestopfter Wolf und - wie bereits erwähnt - sehr viel zu lesen, aber leider keine Exponate, die der geneigte Museumsbesucher nicht woanders schon einmal besser gesehen hätte. Zusammenfassend erscheint mir das Museum nicht mehr aktuell und zeitgemäß, was wirklich schade ist für ein nagelneues und offensichtlich auch nicht ganz billiges Museum. Diese Umstände erklären womöglich auch, warum mitten in der Woche am Nachmittag kaum Besucher zu sehen waren. Leider eine vertane Chance für Lüneburg. Wir werden voraussichtlich nicht...
Read moreDas Museum Lüneburg eröffnete im März 2015. Großzügige, helle Räume mit reizvollen Ausblicken auf die Lüneburger Innenstadt empfangen die Besucher der modernen interdisziplinären Ausstellung: Rund 1.300 Exponate aus Naturkunde, Kulturgeschichte und Stadtarchäologie machen die Geschichte der Hansestadt und der Region Lüneburg begreiflich und vermitteln einen ganzheitlichen Blick auf die vielfältigen wechselseitigen Beziehungen zwischen Natur und Kultur vom Erdaltertum bis in unsere Zeit.
Herausragende Sammlungsstücke von überregionaler Bedeutung finden sich im Ausstellungsbestand, beispielsweise die historische Kopie der monumentalen Ebstorfer Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert, ein sieben Meter langer Falttisch aus der herzoglichen Burg auf dem Kalkberg und „Lüneburger Diamanten” – Boracit und Lüneburgit aus der naturkundlichen Sammlung.
Das Museum Lüneburg ist aber mehr als „nur” ein Museum: Engagiert in Forschung, Wissenschaft und Gesellschaft, ist es mit einem vielseitigen Veranstaltungsangebot für Jung und Alt, Vorträgen, Diskussionen, Konzerten, Lesungen, dem Museumscafé LUNA und einer freundlichen, aufgeschlossenen Atmosphäre eine kulturelle Begegnungsstätte, mit der sich Lüneburger identifizieren und in der Touristen sich willkommen fühlen – ein identitätsstiftender Mittelpunkt der Stadt, der unterschiedliche Menschen zusammenbringen und für die Kultur, Natur und Geschichte unserer Region begeistern möchte.
Das Museum Lüneburg ist Teil der Museumsstiftung Lüneburg, der auch das Deutsche...
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