Das Cafe Dommayer, anno dazumal für die High Society ein beliebtes Ausflugsziel und damals noch außerhalb Wiens, liegt heute m Herzen Hietzings ein paar Gehminuten von der gleichnamigen U4-Station. Seit 2006 hat es etwas an dieser Tradition eingebüßt und wurde von der Geschäftsgruppe der Kurkonditorei Oberlaa (KKO) übernommen.

Anders als in den anderen KKO-Filialen dürfen hier die Herren des Servicepersonals im schicken Anzug auftreten, damit auch in dieser Hinsicht das Gesamtbild Kaffeehaus aufrechterhalten bleibt. Ein schöner Zug, finde ich.

Es wurde zuvor völlig renoviert, aber im Wesentlichen in seinem ehrwürdigen Kaffeehaus-Stil erhalten. Neben zwei Hauptgasträumen gibt es beim vorderen Eingang gegenüber dem Plachutta-Lokal noch einen Schanigarten und im rückwärtigen Teil befindet sich einer der schönsten Gastgärten die ein Wiener Kaffeehaus in diesem Stil anzubieten hat. Als solches erachte ich es als eines der schönsten Kaffeehäuser, das bezüglich Interieur mit den großen Konkurrenten der Innenstadt ausreichend mithalten kann, was den Garten betrifft übertrifft es diese sogar.

Stilvoll elegant und lauschig kann man hierorts sein Kaffee'tscherl samt den bekannten und von mir sehr geschätzten Patisserie-Angeboten der KKO zu ruhigen besinnlichen Stunden genießen. Als dazu heiß begehrter Platz lockt die sich im hinteren Teil befindliche Pergola, zu dem ich es zwar bislang noch nicht geschafft hatte einen Platz zu ergattern, aber es wird mir zu einer künftigen Sportaufgabe gereichen dort einige Stunden verbringen zu dürfen.

Ich darf berichten, dass hier auch gerne gespeist wird. Ich beobachte viel älteres Publikum, welche die Tagesgerichte bzw. a. la carte Angebote mit Freuden in Anspruch nehmen. Ich bin zwar etwas skeptisch - Kaffeehaus und Wiener Küche - naja, dazu hab ich ein wenig meine auf Vorurteilen aufgebaute Meinung, doch sei's drum, ich hab es auch schon hin und wieder in Anspruch genommen - und darf erfolgreich berichten - ich lebe noch!

Die Qualität der verwendeten Produkte ist in Ordnung, der Küchenstil ist in Ordnung das Essen in Ordnung, also alles in bester Ordnung - vorwiegend wird es mir aber als Außen-Departance zu den Konkurrenten der Wiener Innenstadt als Kaffeehaus seine Dienste leisten dürfen.

Zum KKO Angebot kann ich nur so viel sagen, dass ich der Suchtkrankheit auf die nahezu gleichwertige Sachertorte wie ihr Original aus dem Hause neben der Oper oder diversen anderen Torten bzw. Apfel- oder Topfenstrudel willenlos ausgeliefert bin, wie es bei meinen letzten beiden Besuchen wieder einmal der Fall war.

Man kann darüber geteilter Meinung sein, ob es sich hier um ein traditionelles Kaffeehaus im ehrwürdigen Stil der Wiener Kaffeehaus-Kultur handelt oder lediglich um eine Konditorei. Ich für meinen Teil befinde darüber, dass ich gleich drei meiner Hauptinteressen für Wiener Gastronomie und Kulinarik antreffe, und zwar:

• eine passable Kaffeehauskultur
• eine fantastische Konditorei
• einen wunderschönen Gastgarten

Und von dieser Einzigartigkeit vereinnahmt vergebe ich meine ansonsten eher zurückhaltende Wertung in voller Punkteanzahl mit 5 Punkten.